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Weihnachten und eine Geschichte |
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Von
ngl]hacker
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Datum: 24.12.2004 - 13:33 Uhr
Kommentare: 2
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 Das Geschenk - Christiane Geising
Sie stehen im Dunkel unter den Kirchplatzlinden. Zuvor sind sie in Egons Werkstatt gewesen und haben einen Kasten Bier ingebracht un dsa Tonbandgerät. Dann haben sie eine neue Schichte Briketts in en Ofen gelegt. Jetzt warten die vier auf den fünften, sie stehen im kalten Wind und frieren, die roten Punkte ihrer Zigaretten glimmen auf und verlöschen.
Autos kommen an und ordnen sich in die lange Parkreihe, das Kirchenportal öffnet und schließt sich, Licht fällt heraus, alle Fenster sind hell erleuchtet, Licht liegt in langen Tafeln auf dem Vorplatzpflaster.
Da tritt Gerhard zu den vieren, er ist lustlos herangeschlendert, die Hände in den Taschen; er fröstelt, sein Gesicht ist bitter vor Leere.
"Ich konnte nicht eher", sagt er, "ich mußte noch helfen, Gardinen aufzustecken."
Er hat noch die Stimme seiner Stieftante im Ohr: "Dein Essen ist im Kühlschrank, brauchst bloß zu wärmen, Kartoffeln kochst du dir immer frisch. Ich bleibe bis zum Zweiten abends weg."
Und in der Tür hatte sie sich noch einmal zu ihm zurückgedreht: "Ach so, ja, dein Geschenk liegt in der obersten Schublade, nimmst dir's morgen abend raus. Tschüs."
Morgend abend ist Weihnachten. Das Geschenk ist wieder ein Hemd und ein Zwanzigmarkschein, wie immer. "Kauf dir was dafür. Ich kenne doch deine Wünsche nicht." Es ist immer dasselbe.
Nun stehen sie beisammen, die Kragen hochgeschlagen, das Haar flatternd im Wind, Jugendliche tragen nun mal keine Mützen.
"Ach kiek an, wie die Omas in die Kirche strömen", sagt einer. "Was ist denn los, Weihnachten ist doch erst morgen?"
"Altetantenmusik! Da lob' ich mir doch meine Bänder, da sind wenigstens heiße Töne drauf bei dieser Kälte."
Sie stehen und stampfen mit den FÜßen, eine Frau geht dicht an ihnen vorüber, es ist dunkel, sie sehen nur einen großen schwarzen Hut, ihr Parfüm bleibt in der Luft, als sie die Gruppe umrundet.
"Hallo, Gerhard, die sucht dich."
Die Jungen lachen, die Turmuhr schlägt, dann setzt das Geläut ein. Bewegung entsteht vor den Toren, Zigaretten werden ausgetreten. Verspätete hasten heran. Langsam leert sich der Kirchplatz.
"Los, Jungs, unser gutgeheizter Schuppen wartet."
Da kommt die Frau zum zweitenmal heran.
"Guten Abend", sagt sie, mit unerwartet frischer Stimme, "ich hab' sie vorhin schon einmal angesehen."
"Hoho", macht Kuno.
"Ich hab' dann noch gewartet", spricht sie unbeirrt weiter, "aber jetzt ist die Zeit um. Ich bin in Eile. Sie wollten nicht in die Kirche gehen? Möchte einer von Ihnen gern das Weihnachtsoratorium hören?"
Die Jungen fangen an zu kichern.
"Wirklich", sagt sie, "hier ist eine Karte. Leider nur eine. Ich schenke sie. Morgen ist Weihnachten. Nehmen Sie nur! Jemand ist nicht gekommen, sie ist übrig. Aber so nehmen Sie sie doch in die Hand!"
Die Frau dreht sich um und läuft weg, mit langen jugendlichen Schritten eilt sie auf die Kirche zu und verschwindet in dem hellen Viereck des Eingangs.
Gerhard hält den schmalen Papierstreifen in der Hand. Warum gerade er?
"Geh nur", stichelte Kuno, "geh nur, du sitzt neben ihr. Sie riecht nach Parfüm."
"Paß auf, ob du die Engel singen hörst", flötet Manfred.
"Los, Freunde, kommt endlich. Gerhard. Was ist denn?!"
Gerhard steht wie angewurzelt. Jeder kennt das, dieses Warten auf ein Glück, auf Post, auf irgend etwas Besonderes, auf einen bestimmten Augenblick, der alles ändern könnte, auf ein: Jetzt oder nie! Gerhard zögert noch einen Augenblick. Plötzlich läuft er mit großen Sätzen los.
"Ich komme dann nach", ruft er zurück. Die anderen johlen und pfeifen. Gerhard hat das Portal schon erreicht.<< prev || Article Page: 0, 1, 2, 3 || next >>
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