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Weihnachten und eine Geschichte
  Von ngl]hacker [details]
Datum: 24.12.2004 - 13:33 Uhr
Kommentare: 2
Kommentatoren:
[H]Kit † ngl.boogie
Die Kirche ist mit honiggelbem Licht erfüllt, mit leisem Gesumm wie ein Bienenstock. Gerhard wird nach oben verwiesen. Sein Platz ist auf der zweiten Empore, in einer engen Holzbankreihe mit steiler hoher Lehne. Seine Knie stoßen an das Holz er Brüstung. Aber es ist ein guter Platz, er kann das Kirchenschiff übersehen, die Menschen Kopf an Kopf unten in den Bänken, Familien, Kinder, junge Leute wie er. Und dicht vor sich hat er die Orgelempore, den Chor, das Orchester, den Kantor, der bereits den Taktstock hält, den Organisten, dessen Hände schon auf den Tasten liegen.
Gerhard sitzt auf einem Eckplatz zwischen einer Säule und einer alten Frau; ihr Gesicht ist von unzähligen winzigen Runzeln durchzogen, sie mustert ihn mit flinkem schwarzäugigem Blick. Von der Fremden mit dem großen Hut keine Spur. Langsam kommt sein aufgeregter Atem zur Ruhe.
Ich kann ja wieder gehen, denkt Gerhard. Wenn mir's zu dumm wird, stehe ich auf und verschwinde, ich werde ja sehen.
Aber es geschieht etwas anderes. Gerhard hört. Er hat einen Augenblick nicht auf die Orgelempore geachtet. Jetzt erschrickt er vor den plötzlich einsetzenden Paukenschlägen. Er fährt in seiner Bank auf. Um ihn Trompetenstöße und triumphierende Orchesterklänge, die jäh die Kirche erfüllen mit einem Widerhall eines großen Volksfestes, mit allem Jubel aus Männer- und Mädhenstimmen, Flöte und Geigen, einem Sturzbach aus Überraschung, und so erschrecken leicht zu begreifen.
Das hat er nicht gewußt.
Gerhard traut seinen Ohren nicht. Er sieht sich um es ist niemand neben ihm, dem er auf die Knie schlagen kann: Mensch, hast du das gewußt?
Die alte Frau neben ihm hält die Augen geschlossen, sie lehnt in ihrer Ecke mit einem Lächeln der Verklärung. Und Gerhard begreift: Sie hat es gewußt. Und all die anderen, die hier Seite an Seite sitzen, werden es auch gewußt haben. In seinem Staunen erkennt er zwischen den Singenden einen Kollegen aus seinem Werk. Das ist ihm neu, daß der hier mittut. Und ein paar Kurrendekinder kommen ihm auch bekannt vor. In seiner Straße kennt er sie fußballspielend, jetzt stehen sie hier und machen den Mund auf und singen: Preiset die Tage! Mit einem Ernst in den Augen, als gelte es das Leben, folgend sie den Zeichen des Kantors.
Gerhard wundert sich immer mehr. Jetzt hat er seinen Meister entdeckt, genau gegenüber sitzt er mit Frau und Tochter. Gerhard reckt sich, er will gesehen werden, er wird hinübergrüßen.
Aber die Musik läßt ihm nicht Zeit dazu. Der Choral wogt heran wie eine mächtige Welle, die den Jungen aufhebt und umwirft. Hat dieses Weib mit dem großen Hut ihn hierhergejagt, damit er das Heulen kriegen soll? Und bei jenem Wiegenlied? Er, der nicht weiß, was eine richtige Mutter ist?
Zum Glück ist da wieder diese Flöte. die aufschrillt wie ein Feuerwerk. Oder dieser lange brausende Orgelstrom, anschwellend wie Meeresrauschen, mündend in einen Wirbel, man wartet darauf mit angehaltenem Atem: Jetzt!
Musik, zu lesen wie ein Buch. Das hat ihnen Egon oft gezeigt, an seinen Tonbändern, Egon, der etwas davon versteht, der neulich gesagt hat: Laßt man, Bach ist gut.
Gerhard fült sich auf einmal glücklich: Er versteht ja diese Musik. Die ganze Welt ist darin mit Not und Hoffnung, und er, er weiß das jetzt.
In diesem Augenblick sieht er die Frau. Sie hat den Hut nicht mehr auf, aber er erkennt sie sofort. Es ist die Sopranistin, genau unter ihm ist sie aufgestanden, sie hat einen dunklen Haarschopf, sie sieht einen AUgenblick zu ihm herauf, sie nickt ihm zu.
Gerhard rückt nach vorn, er lehnt sich über die Brüstung, keine Bewegung, kein Ton entgeht ihm. Jetzt singt sie, ein wenig brüchig anfangs, dann klarer werdend von Melodie zu Melodie. In einer Pause schickt sie noch einmal einen Blick herauf, ein kleines Lächeln, es gilt ihm.
Gerhard hat sich wieder zurückgelehnt, er erlebt die Stunde, wie die alte Frau neben ihm sie erlebt.
Die Sängerin sieht nicht mehr her, aber mit jedem Ton wird sie sicherer, wird ihre Stimme kristallener, das Lied vollkommener. Gerhad sitzt ganz still und begreift, daß er jetzt einen Augenblick lang wunschlos ist.
Die Sängerin kommt als eine der letzten die Treppe herunter. Sie hat den großen Hut wieder auf, in der Nähe sieht sie älter aus, im nächsten Augenblick wieder jünger. Jünger in diesem strahlenden Lächeln, das nicht ihm gilt, das einem Mann gilt, der neben ihm am Türpfosten lehnt.
"Da bist du ja, Rolf", sagt sie, "du warst nicht da, ich habe deine Karte verschenkt, ich habe für den da gesungen." Sie faßt Gerhard am Handgelenk und hält ihn fest, aber sie sieht nur den anderen an.
"Anfangs brauche ich immer jemanden, für den ich singe", sagt sie, "zum Festhalten, weißt du. Aber du warst nicht da. Nein, nein, sag nichts, du brauchst dich nicht zu entschuldigen, ich hatte ihn hier, er war mir ein guter Helfer, er hat zugehört, mit offenem Mund und großen Augen, er war gerade der Richtige für mich."
Sie drückt noch einmal Gerhards Handgelenk und läßt ihn dann los. Sie nimmt schon diesen Rolf am Arm: "Ich brauch's nur zuerst, weißt du, nach kurzer eit hab' ich mich freigesungen. Aber erst muß mir ein Mensch ein paar Schritte weit helfen."
Sie nickt noch einmal über die Schulter zurück. "Gute Weihnacht", ruft sie Gerhard zu, dann verschwindet sie mit ihrem Begleiter in er Menge.
Gerhard geht wie benommen nach Hause. Eine Zeitlang sind noch die Stimmen um ihn, Echoklänge des Gehörten, Bruhstücke von Gesang: Großer Herr, und starker König. Andere sagen: Morgen ist Weihnachten.
Gerhard geht nicth zu seinen Freunden in den "Schuppen", heute noch nicht.
Er weiß, nichts wird anders sein, als es immer war. Er fühlt nur eine Art Zugehörigkeit. Aber wohin zugehörig?
Dahinter muß er noch kommen.

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 24.12.2004 - 15:42 Uhr
#17865 By † ngl.boogie

(pMsg, reply)

wünsch' auch allen 'nen super schönes weihnachtsfest... vll. sieht man ja den einen oder anderen am 25. zum absolvententreffen..
also in diesem sinne.. lasst euch reichlich beschenken und habt ein paar schöne feiertage..
0 Plus 0 Minus
 24.12.2004 - 16:10 Uhr
#17871 By [H]Kit

(pMsg, reply)

Wünsch auch allen ein Frohes Weihnachtsfest

und die Story ist bestimmt schön aber ich bin zufaul
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