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Die schrägen Tagebücher
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t+3 die erkenntnis |
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Von
ngl]hacker
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Datum: 21.12.2007 - 8:10 Uhr
Kommentare: 6
Kommentatoren:
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Er saß am Laptop in der kleinen Einzimmerwohnung. Sein Blick lag durch sein Spiegelbild hindurch auf dem See, 9 Stockwerke weiter unten seinen Anfang nahm. Es war schon seit mehreren Stunden dunkel, was aber in dieser Jahreszeit nicht viel bedeutete. Der Wanderweg um den See, auf dem er sich morgens und abends auf dem Weg zur Arbeit die Ohren ab fror, war gesäumt von Lampen, deren Glanz vertikale Striche auf das Wasser zeichnete. Sonderbar dachte er, denn das Stadtzentrum, welches dahinter begann - lag im Dunkeln. Vielleicht war der Strom ausgefallen.
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hacker |
Seine Finger begannen nun endlich etwas züger über die Tasten zu fliegen, nachdem er sich mühselig eine Einleitung erkämpft hatte, in der er seinen etwas einsamen, nächtlichen Fensterausblick beschrieben hatte. Gott, wer würde das lesen.
Er versuchte eine Wendung in Richtung seines Tagesablaufes zu finden. Fand sie aber nicht. Vielleicht würde es keiner merken.
Die Arbeit war heute trotz Chefabwesenheit gut gelaufen. Viel zu gut. So gut, dass er nicht genau wusste, was er eigentlich darüber hätte schreiben sollen. Und auch der Rest. Auch ganz gut. Gut, dachte er und hörte auf zu tippen. Für einen Moment wägte er ab, ob er den Abschnitt wieder herauslöschen sollte. Er beließ ihn, denn er wollte den kleinen Ausnahmefall festgehalten. Nur im Fall, es würde mal wieder scheißerer werden. So wie gestern.
Das Klappern der Tasten war zum Stillstand gekommen. Sein Blick streifte abermals durch sein Spiegelbild, über die schwarze Fläche des Sees. Die Erinnerungen von gestern waren für einen Moment in sein Bewusstsein zurückgekehrt. Ein verpatztes Telefonat, das fehlende Wissen rund um das ganze Projekt, die vielen dummen Fragen, die er gestellt hatte und am Schluss noch der Punkt, an dem er seinen Mentor genervt gesagt hatte, dass er quasi nicht mehr konnte und es morgen nochmal versuchen wollte.
Hacker grinzte und überlegte ob solche perversen Multideutigkeiten seinen kellerhaften Schreistil jetzt anheben oder absenken würden. Was schrieb er nur. Er war zu faul um es zu korrigieren und ließ die Tasten weiter klappern.
Ja und so war es dann auch gewesen. Heute in aller Frühe war alles einfacher und klarer. Das bisschen Wissen, was er sich in den letzten drei Tagen angeeignet hatte, hatte ihn heute durch das Schlimmste gebracht und am Telefon hatte es gereicht, semischlaue Gespräche zu führen.
Abermals stoppte Hacker für einen weiteren Moment des Reflektierens und befand dieses in Gedanken-Herumgeschwelge für langweilig. Ihm war gerade etwas eingefallen. Er hatte einen neuen Text erdacht. Einen neuen Text für den heutigen Tag t+3. Ganz anders als die Tage zuvor. Nicht so lang. Viel kürzer. Etwas prägnanteres und mit Tiefgang. Er hob die Finger.
Kauf dir niemals ein Wochenticket für die Straßenbahn, wenn du sowieso nur läufst!
Er schmunzelte. Ja, dass war gut. Die 16,49 EUR waren sinnlos viel Geld gewesen. SHIFT+TAB und seine Finger begannen im endspurtähnlichen Stadium den Text mit einer Überschrift zu finalisieren: "t+3 die erkenntnis".
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26.12.2007 - 10:50 Uhr |
#50325 By
muli |
(pMsg,
reply) |
aha...dann verbreite die infos mal weiter
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