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Ein (Reise)Tag in Ghana
  Von [gruener]Tee [details]
Datum: 06.12.2007 - 17:54 Uhr
Kommentare: 7
Kommentatoren:
phOnKy Zivid:ON oke ngl]hacker muli [gruener]Tee
Ich sitze auf dem Rücksitz einer 125er, irgend ein asiatischer Hersteller nehme ich an, und das dreckige Visier fällt bei jeder Bodenerhebung nach unten. Es ist schmutzig und lässt die Umwelt diesig erscheinen. Die Straße ist eine festgefahrene Piste roter Erde. Die Wegränder sind dicht bewachsen, hohe Gräser, Palmen, Bananenpflanzen - der Busch. Der Fahrer kennt den Weg genau, er bremst vor jeder höheren Bodenerhebung, die uns sonst ins schleudern bringen würde. Ich halte mich verklemmt am Rücksitz fest und merke immer wieder wie meine Birkenlatschen zu entgleiten versuchen. Ab und zu kreuzen wir Frauen und Männer die Holz auf ihren Köpfen tragen und es scheint als wäre man schon weit entfernt von der nächsten Siedlung. Der Fahrer grüßt alle, kennt sicherlich auch alle. Kinder springen am Straßenrand entlang und winken.

Es ist Sonntag der 18. November und ich verlasse soeben das Dorf am Fuße des Adafajato. Die Sonne steht im Zenit und als der Fahrer für einen kurzen Plausch auf der Straße anhält, bildet sich Schweiß unter dem Helm und rinnt über meine Stirn vorbei an den Schläfen hinunter zum Hals. Ich nutze die Chance um das Visier wieder hoch zuklappen und stabilisiere mit dem linken Bein das stehende Motorrad. Kurze Zeit später erreichen wir die Kreuzung zur asphaltierten Straße. Nun ist es nicht mehr weit bis zum "Police Barrier" an dem ich versuchen werde ein Trotro in Richtung Ho oder noch besser Accra zu bekommen. Nachdem wir auf die asphaltierte Straße abbiegen gibt Kofi richtig gas. Ich spüre den Wind auf dem Schweiß, der zuvor über mein Gesicht rannte und bei ungefähr 50 km/h, oder etwas mehr oder weniger - die Instrumente des Motorrads funktionieren nicht, klappt das Visier wieder nach unten.
Nach insgesamt einer halben Stunde Fahrt erreiche ich wieder die Zivilisation. Die asphaltierten Straße, das sind die Lebensadern der neuen Welt. Kleinbusse aus der ganzen Welt importiert, düsen hier zwischen den kleinen und großen Siedlungen umher. Sprüche wie "Blessing", "Jesus is commig soon" oder "God is God" zieren die Windschutzscheibe und geben den heiligen Segen. Große Trucks brummen total überladen entlang der Straße und verursachen großartige Hupkonzerte bei den kleinen Bussen.

Als wir angekommen hält ebenfalls ein Trotro. Der beste Zeitpunkt zum Umsteigen. Ich gebe Kofi etwas Geld für den Transport - es war die einzigste Möglichkeit das Dorf zu verlassen. Das ganze Dorf war in der Kirche und Trotros fahren am Wochenende nicht. Ich hatte bereist am Morgen zum Sonnenaufgang den Adafajato bezwungen und erfahren, das es eigentlich keinen Grund gibt am Sonntag aus dem Ort zu gehen. Die Dorfbewohner gehen zur Messe und wenn keine Beerdigung irgendwo ist, bleibt man zu Hause.

Das Trotro ist halb gefüllt und ein Sammeltrotro. Es nimmt Leute auf dem ganzen Weg mit und stoppt wo immer die Insassen wollen. Überraschender Weise fährt es bis nach Accra durch. Ich packe meinen Rucksack auf einen Sitz und kaufe noch schnell zwei Orangen bei einer Frau am Straßenrand. Die Schale ist halb abgeschält. Eine Seite ist angeschnitten, dort legt man seine Lippen an um die Orange auszuzutschen. Man trinkt quasi die Orange wie einen Saft, gleichzeitig drückt man mit der Hand um den Saft möglichst kontinuierlich in den Mund zu pressen. Wir erreichen bereits den nächsten Ort und sammeln weitere Leute auf dem Weg nach Accra ein, als ich die zweite ausgezutschte Orange zum Fenster hinaus in die Wildnis schmeiße.
Trotro
Trotro
22 Leute sitzen nun in den, in Europa als "Kleinbus" bezeichneten, Wagen. Nach 4 Stunden fahrt erreiche ich Accra. Die Straßen sind breit, es gibt Randmarkierungen und keine Schlaglöcher. Die Ringroad ist mit Fahnen in den Landesfarben geschmückt. Das Land bereit sich auf den African Cup of Nations vor, der im Januar 2008 stattfindet. Überall hängen überdimensional große Plakate in Gelb mit dem Label von MTN, einen südafrikanischen Telekommunikationsunternehmen. Es gibt Hochhäuser und junge Leute mit Ipod laufen über die Straße. Nach 2 Monaten Ghana kommt mir das alles ziemlich traurig vor. Gerade aus den Bergen nahe dem Togoland kommend, sieht Accra aus wie eine europäische Stadt mit einem enormen Verkehrsproblem und starker Verschmutzung. Die traditionellen Werte - ob gut oder schlecht - scheint man hier größtenteils vergessen zu haben. Kriminalität, Drogenkonsum und Materialismus erreicht das Land hier. So stellt man sich die interkulturelle Masterfrage, wo fängt die Entwicklung an und wo hört der westliche Einfluss auf. Es gibt nur wenige Plätze in der Welt wo es wohl extremer sein kann, wo sich die Geißeln der Industrienationen, die Institutionen der westlichen Bündnisse und alte Kolonialisten im neuen Gewand die Klinke in die Hand geben.

Vorbei an den riesigen Werbetafeln hält das Trotro dann an der Station "Three Seven". Ich springe hinaus und kämpfe mich durch volle Straßen, bis zum nächsten Innerstädtischen Trotro um zur Busstation nach Kumasi zu kommen. Endlich sitze ich dann im vorerst letzten Vehikel für diesen Tag, es bringt mich zurück in Landesinnere nach Kumasi. Auf dem Dach des alten Mercedes Bus steht ein Schaf, nur mit einem Seil an dem Dachgitter befestigt. Nach 4 Stunden fahrt höre ich keinen laut von dem Tier mehr, all die "Dead Slow Bumps" und krassen Bremsmanöver haben es wohl getötet. Im Auto interessiert das niemand. Ich denke kurz über Massentierhaltung in Europa nach und stelle fest, dass es eigentlich keinen großen Unterschied gibt. Die Sonne ist längst verschwunden als ich Kumasi erreiche und müde in meinem Wohnheim ankomme.

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Besucher: 46


 06.12.2007 - 20:53 Uhr
#50216 By Zivid:ON

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cool geschreibt, aber gibts da auch eine fortsetzung bzw. die vorgeschichte?
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 07.12.2007 - 3:46 Uhr
#50217 By oke

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hast du nich nach dem schaf geschaut beim aussteigen!?!
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 09.12.2007 - 0:47 Uhr
#50220 By phOnKy

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du weisst doch: an einer Seite anschneiden und dann auszutschen!
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 07.12.2007 - 10:10 Uhr
#50218 By ngl]hacker

(pMsg, reply)

cooler bericht!! du solltest eher schriftsteller werden.
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 07.12.2007 - 12:13 Uhr
#50219 By muli

(pMsg, reply)

fetzt! aber hab ich das jetzt richtig verstanden, du bist acht stunden gefahren nur um mal kurz in accra von einer buha zur nächsten zu laufen, doer biste auch bissl dort geblieben?

ja...und dann möchte ich mich noch okes frage anschließen
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 09.12.2007 - 0:47 Uhr
#50221 By phOnKy

(pMsg, reply)

ja, toll geschrieben. kann man sich so im kopf richtig vorstellen!
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 10.12.2007 - 22:57 Uhr
#50225 By [gruener]Tee

(pMsg, reply)

|Warum ich dort war und wie ich da hin gekommen bin, das werdet ihr schon bald erfahren.... |(irgendwie muss man ja die \Spannung halten).
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